Immer wieder taucht in den Medien Kritik an den Vorhersagen zum demografischen Wandel auf, vereinzelt werden diese sogar als Mythen oder Fata Morgana bezeichnet. Eine gewisse Vorsicht bei der Betrachtung vieler erstellter Prognosen ist auf jeden Fall angebracht, denn die Zukunft lässt sich bekanntlicherweise nicht so einfach vorhersagen.
Allerdings sollte man bei aller Kritik die Aussagen zum demografischen Wandel differenziert betrachten und verstehen, welche Vorhersagen Anlass zur Diskussion geben.
Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass der demografische Wandel ein sehr langsamer Umbruch in der Gesellschaft ist, ein Umbruch, wie es ihn schon oft in Gesellschaften gegeben hat. Geburtenraten, Medianalter oder das arithmetische Mittel sind dabei sehr verlässliche Werte, die sich schwer in Frage stellen lassen. Vielmehr gehen die Meinungen über die Auswirkungen dieser quantitativen Entwicklungen teils stark auseinander. So kommen einige Studien zu dem Ergebnis, dass bis 2060 Millionen Fachkräfte auf dem deutschen Arbeitsmarkt fehlen werden. Betrachtet man nur die Entwicklung der unterschiedlichen Altersgruppen, dann könnte das auch zutreffen. Allerdings blendet man bei solchen Prognosen auch zahlreiche Faktoren aus, die zur Folge haben könnten, dass zukünftig nicht mehr so viele Facharbeiter benötigt werden. Ein Beispiel hierfür ist z.B. die Digitalisierung und Fortschritte in der Robotik, die viele Arbeitsstellen überflüssig machen und das Problem „Fachkräftemangel“ schmälern könnten.
Auch Anpassungen zur Renteneintrittsalter, das auf 70 Jahre ansteigen könnte, oder eine gezielte Immigration können die negativen Auswirkungen für den Arbeitsmarkt abmildern. Auch wenn das Problem der demografischen Überalterung unserer Gesellschaft weiterhin besteht, müssen nicht alle Prognosen und Studien in ihrem Ausmaß Recht behalten. Bei der Demografieberatung sollte man also immer auf solche Kritikpunkte eingehen und verdeutlichen, dass nicht alle Annahmen zwingend eintreffen müssen, aber gewisse Tendenzen vorhanden sind, die als Basis für eine Diskussion dienen.
Nicht selten treffen bei solchen Gesprächen auch unterschiedliche Erfahrungswelten aufeinander. In einigen Branchen ist der „Fachkräftemangel“ schon deutlich präsenter, in anderen beginnt er gerade erst. Andere Branchen wiederum wird vielleicht überhaupt nicht betreffen, da die Gehälter und Arbeitsbedingungen sehr attraktiv sind. So ist davon auszugehen, dass Internetriesen, wie z.B. Google und Facebook auch weiterhin über einen großen Pool an Bewerbern verfügen werden. Der Leidensdruck wird also nicht überall vorhanden sein, im Gegenteil, vielleicht erhalten ausgezeichnete Firmen den gleichen oder sogar stärkeren Andrang an Bewerbern.