Glossar zur Demografie


A

Ageism
… aus dem Englischen abgeleiteter Begriff für Diskriminierung auf Grund des Alters
(age = Alter, vergleiche racism = Rassismus, sexism = Sexismus)


Altenbericht
Seit 1993 legt die Bundesregierung in jeder Legislaturperiode einen Altenbericht vor. Abwechselnd wird umfassend über die Lage der älteren Menschen in Deutschland und in Schwerpunktberichten zu aktuellen Themen informiert. Dazu beruft die Bundesregierung unabhängige (ehrenamtliche) Sachverständigenkommissionen, die in rund zweijähriger Arbeit ihr Gutachten erstellen. Unterstützt wird die Kommission durch schriftliche Expertisen von anderen Wissenschaftlern.


Altenquotient

Gradmesser für das zahlenmäßige Verhältnis von Rentnern zur Erwerbsbevölkerung. Der Altenquotient berechnet sich als Zahl der Personen über 60 (alternativ 65 oder 67) Jahre geteilt durch die Zahl der Personen zwischen 20 und 59 (alternativ 64 oder 66) Jahre. Für Deutschland betrug der Altenquotient (65 Jahre) im Jahr 2013 einen Wert von 34. Gemäß der Vorausberechnungen des Statistischen Bundesamtes wird dieser bis 2060 deutlich steigen.


B

Baby Boom Kohorte
Geburtsjahrgänge (Kohorten), die während des so genannten Babybooms geboren sind (in Westdeutschland ca. von Mitte der 1950er bis Mitte der 1960er Jahre). Diese Jahre während des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Aufschwungs nach Ende des zweiten Weltkrieges zeichneten sich durch eine höhere Fertilität und eine Zunahme der absoluten Geburtenzahl aus. Die Baby Boom Kohorte ist somit zahlenmäßig gegenüber anderen Geburtsjahrgängen überdurchschnittlich stark besetzt.


Bestandserhaltungsniveau

Auch: Einfaches Ersatzniveau
Das Bestandserhaltungsniveau ist die durchschnittliche Kinderzahl pro Frau (zusammengefasste Geburtenziffer), die erforderlich wäre, um den Bevölkerungsbestand bei den gegebenen Sterblichkeitsverhältnissen konstant zu halten. Für Europa gilt gegenwärtig ein grober Richtwert von 2,1 als Bestandserhaltungsniveau, d. h. gebären 1000 Frauen eines Geburtsjahrgangs während ihres Lebens weniger als 2100 Kinder, so gleicht langfristig die Zahl der Geburten die Zahl der Sterbefälle nicht mehr aus und die Bevölkerung schrumpft. Dies ist in Deutschland seit den 1970er Jahren der Fall.


Bevölkerungsmomentum

Anhaltende relativ starke Bevölkerungszunahme, die – selbst bei einer sinkenden Geburtenrate pro Frau unter das Ersatzniveau – aus dem hohen Bevölkerungsanteil junger Menschen (im Elternalter) resultiert. Das Bevölkerungsmomentum erklärt unter anderem, warum das Bevölkerungswachstum in den Entwicklungsländern, also Staaten mit einer im Vergleich zu Industrieländern sehr jungen Altersstruktur, trotz rückläufiger Geburtenraten zur Zeit noch ungebrochen ist.


Bevölkerungspyramide

Grafische Darstellung des Altersaufbaus der Bevölkerung in einem Koordinatensystem, bei der auf der x-Achse die Anzahl von Männern (meist links) und Frauen (meist rechts) in den einzelnen Altersgruppen (y-Achse) abgetragen werden. In traditionellen Gesellschaften mit hoher Geburtenrate besteht die Alterspyramide aus einem breiten Fundament Jüngerer, in den höheren Altersgruppen sind zunehmend weniger Menschen vorhanden. Sinkt – wie in den letzten Jahrzehnten für die meisten Industrieländer zu beobachten – die Geburtenrate und verbleibt unterhalb der Sterberate, so kehrt sich die Pyramide langfristig um und nimmt eine Urnenform an (wenig nachkommende junge Menschen bei breitem „Mittelbau“).


Binnenwanderung

Wanderungsbewegungen innerhalb nationaler Grenzen.


C

Centenarians
Menschen, die 100 Jahre oder älter sind, bezeichnet man als Centenarians (wörtlich Hundert).


D

Demografie

Forschungsdisziplin, welche die Struktur und die Dynamik von Bevölkerungen untersucht. Die Größe und Struktur von Bevölkerungen verändern sich dadurch, dass Menschen geboren werden, sterben, oder ihren Wohnort wechseln (Demografische Komponenten: Fertilität, Mortalität, Migration und im erweiterten Sinne auch Morbidität und Nuptialität).


Demografischer Wandel

Der Demografische Wandel beschreibt die Veränderungen von Bevölkerungsgröße und -struktur durch veränderte Geburtenzahlen, Sterbezahlen und Wanderungen.
Heute ist der Demografische Wandel in den westlichen Industriestaaten durch geringe, unter dem Bestandserhaltungsniveau liegende Geburtenzahlen und eine steigende Lebenserwartung charakterisiert. In Folge altern und schrumpfen die Bevölkerungen. Diese Entwicklungen können weiter durch Migration überdeckt werden. So führen Abwanderungen zu einer Verschärfung der Schrumpfung in den Wegzugsregionen und zu einer Abmilderung in den Zuzugsregionen. Wandern eher junge als alte Personen aus einer Region ab, so verschärft sich in der Abwanderungsregion auch die Alterung.

Der Demografische Wandel als reiner Entwicklungsprozess von Bevölkerungen existierte schon immer. Jedoch wird das heutige Ausmaß der demografischen Veränderungen einschneidende Anpassungen in vielen Gesellschafts- und Politikbereichen einfordern.


Demografischer Übergang
Der Begriff demografischer Übergang oder demografische Transformation beschreibt in der Demografie einen typischen Verlauf der Bevölkerungsentwicklung von Staaten bzw. Gesellschaften in mehreren Phasen. Dabei sinkt zuerst die Sterberate und dann zeitlich versetzt die Geburtenrate.

E

Ehegattensplitting

Verfahren zur Berechnung der Einkommenssteuer bei gemeinsam veranlagten Ehepartnern. Zur Ermittlung des insgesamt zu entrichtenden Steuerbetrages werden die zu versteuernden Einkommen beider Ehepartner addiert und dann durch 2 geteilt („gesplittet“). Für diesen Betrag wird die Steuer ermittelt und diese anschließend wieder verdoppelt. Dieses Verfahren bewirkt, dass einerseits für beide Ehepartner ein Grundfreibetrag berücksichtigt wird und andererseits der Steuersatz in progressiven Steuersystemen mit zunehmendem Einkommen langsamer steigt. Der Vorteil des Ehegattensplittings kommt vor allem dann zum Tragen, wenn der Unterschied zwischen den Einkommen beider Ehepartner sehr groß ist.


Entgeltpunkte

Die Höhe der Rente, die einer Person in der gesetzlichen Rentenversicherung zusteht, richtet sich vor allem nach der Höhe der während des Arbeitslebens erzielten Entgelte/Einkommen. In die Rentenberechnung fließen dabei die jährlich erzielten Entgelte, umgerechnet in Entgeltpunkte, mit ein: Bei der Umrechnung wird das persönliche Entgelt eines Arbeitsjahres zum Durchschnitt der Jahreseinkommen aller Beitragszahler ins Verhältnis gesetzt. Entspricht das Einkommen dem Durchschnittseinkommen, ergibt sich in jenem Jahr ein Entgeltpunkt von 1. Nach 45-jähriger Beschäftigung (bis zum Alter von 65) entstünden so 45 Entgeltpunkte. Für Einkommen, die höher (niedriger) ausfallen als das Durchschnittseinkommen eines Jahres, steigt (sinkt) der jährliche Entgeltpunkt entsprechend über (unter) 1.


Erwerbsbevölkerung

Alle Personen im Erwerbsalter; Erwerbstätige sind die tatsächlich Beschäftigten. Die Erwerbsquote bezeichnet den Anteil der Erwerbspersonen an der Gesamtbevölkerung.

F

Fertlitität
Als Fruchtbarkeit oder Fertilität, auch Fortpflanzungsfähigkeit, wird die Fähigkeit bezeichnet, Nachkommen hervorzubringen. Das Gegenteil ist Sterilität.


Fertilitätsräte
Die zusammengefasste Fruchtbarkeitsziffer bzw. Fertilitätsrate ist ein in der Demografie verwendetes Maß, das angibt, wieviele Kinder eine Frau durchschnittlich im Laufe des Lebens hätte, wenn die zu einem einheitlichen Zeitpunkt ermittelten altersspezifischen Fruchtbarkeitsziffern für den gesamten Zeitraum ihrer fruchtbaren Lebensphase gelten würden. Sie wird ermittelt, indem die altersspezifischen Fruchtbarkeitsziffern summiert und durch 1000 geteilt werden.


Fertilitätsrate vs. Kohortenfertilitätsrate
Obwohl Fertilitätsrate wie Kohortenfertilitätsrate ein Maß für die Reproduktion darstellen, unterscheiden sie sich deutlich. Die Fertilitätsrate unterliegt innerhalb weniger Jahre mitunter großen Schwankungen. Die Fertilitätsrate eines Jahres wird unmittelbar durch akute Ereignisse beeinflusst. Dazu zählen zum Beispiel Kriege, Naturkatastrophen oder Wirtschaftskrisen. Längerfristige Änderungen bei der Kohortenfertilitätsrate basieren z. B. auf großflächiger Zunahme der Bildung insbesondere bei Mädchen und Frauen, der Erfindung, Etablierung oder Einschränkung von Verhütungsmitteln, staatlichen Maßnahmen, wie z. B. die Ein-Kind-Politik zur Kontrolle des Bevölkerungswachstums in der Volksrepublik China oder staatliche Familienförderung z. B. in Deutschland.

Die Kohortenfertilitätsrate unterliegt keinen schnellen Schwankungen, da in ihr alle Effekte zusammengefasst werden, die im Laufe von rund 30 Jahren auf die Fertilität eines Frauenjahrgangs wirken: So kann es sein, dass ein Frauenjahrgang von plötzlich auftretenden Änderungen nur in einem Teil der gebärfähigen Phase betroffen ist – der nächste Jahrgang dann aber ein Jahr länger und so fort. Auf diese Weise kann es auch zu einer Überschneidung von sich widersprechenden Effekten kommen. Beispielsweise beeinflusst das Timing (zum Beispiel Aufschieben) von Geburten unmittelbar die Fertilitätsrate, an der Kohortenfertilitätsrate ist dieses Timing aber nicht mehr erkennbar.


Fetal-Origins-Hypothese

Besagt, dass die Anfälligkeit für bestimmte chronische Krankheiten und damit auch ein wichtiger Einflussfaktor für die individuelle Lebenserwartung bereits im Mutterleib angelegt wird. Als mögliche Ursachen für ein erhöhtes Sterberisiko gelten Mangelernährung und Infektionskrankheiten der Mutter.

G

Geburtendefizit

In einer Region herrscht ein Geburtendefizit, wenn in einem definierten Zeitraum, die Zahl der Lebendgeborenen geringer ausfällt als die Zahl der Sterbefälle.


Geburtenrate

auch: Geburtenziffer
Die rohe bzw. allgemeine Geburtenrate gibt an, wie viele Lebendgeborene in einem Jahr auf 1000 Einwohner entfallen (2012 für Deutschland: 8,4). Diese wird nicht nur durch die Fertilität, sondern auch durch die Altersstruktur in der Bevölkerung bestimmt.
Altersspezifische Geburtenraten werden einzeln für die Altersjahre des gebärfähigen Zeitraumes bei Frauen (15 – 45 Jahre) berechnet.
Beispiel: Anzahl der in einem Jahr von 30jährigen Frauen lebend geborene Kinder bezogen auf 1000 Frauen im Alter 30.
In der Alltagssprache wird fälschlicherweise statt der Geburtenrate oft die zusammengefasste Geburtenziffer angegeben.


Generationenerneuerung

Bedeutet, dass die Zahl der Sterbefälle in der Bevölkerung langfristig durch die Zahl der Geburten ausgeglichen wird und so die Bevölkerungszahl in der betrachteten Region konstant bleibt.
Siehe auch
: Bestandserhaltungsniveau

H

Healthy-Migrant-Hypothese

Hypothese, die von einer durchschnittlich besseren Gesundheit als Erklärung für die höhere Lebenserwartung von Migranten ausgeht.


Human Development Index

Der Human Development Index (HDI) misst die durchschnittliche soziale und ökonomische Entwicklung eines Landes anhand dreier grundlegender Faktoren: der Gesundheit, der Bildung und des Lebensstandards in einer Bevölkerung. Dazu werden vor Berechnung des HDIs drei Indices gebildet:
1 Gesundheit – Der Gesundheitsstatus in einem Land wird anhand der Lebenserwartung bei Geburt gemessen.
2 Bildung – Der Index zum Bildungsstand ist zusammengesetzt aus der Alphabetisierungsrate bei Erwachsenen und der kombinierten       Schuleinschreiberate in den primären, sekundären und tertiären Bildungsstufen.
3 Lebensstandard – Grundlage des Indexes zum Lebensstandard ist die reale Kaufkraft pro Kopf gemessen in US-Dollar. Im Rahmen des United Nation Development Programmes (UNDP) wird der HDI seit 1990 in den Human Development Reports publiziert. Mehr Informationen zum Konzept des Human Development Index finden Sie auf den
Seiten des UNDP
.


Human Mortality Database

Die Human Mortality Database ist eine für alle Interessierten kostenfrei zugängliche Datenbank. In ihr werden Daten zur Entwicklung der Langlebigkeit während der letzten Jahrzehnte für 37 Staaten und Regionen dokumentiert. Der Zweck der Datenbank ist das Intensivieren und Erleichtern der Erforschung der Ursachen und Konsequenzen der Sterblichkeit. Dabei sind die Vergleichbarkeit, die Flexibilität und der international freie Zugang zu den Daten Hauptziel des Projektes.

Die 2002 von Wissenschaftlern des Departments of Demography an der University of California/USA und des Datenlabors des MPIDR ins Leben gerufene Datenbank bietet unter Anwendung einer einheitlich angewandten Sterbetafelberechnung folgende Daten für alle Staaten und Regionen:

1 absolute Geburtenzahlen (nach Geschlecht)
2 absolute Sterbezahlen (nach Alter, Todesjahr und Geburtsjahr)
3 Bevölkerungsgröße
4 Zahlen zur Bevölkerung, die dem Sterberisiko ausgesetzt ist (für Perioden und Kohorten)
5 Sterberaten (für Perioden und Kohorten)
6 Sterbetafeln (für Perioden)

Derzeit können Daten folgender Länder abgerufen werden:
Australien, Belgien, Bulgarien, Chile, Dänemark, Deutschland (Ost/West), Estland, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Irland, Island, Israel, Italien, Japan, Kanada, Lettland, Litauen, Luxemburg, Neuseeland, Niederland, Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Russland, Schweden, Schweiz, Slowakei, Slowenien, Spanien, Taiwan, Tschechien, Ukraine, Ungarn, USA, Weißrussland.

I

Inzidenz

Die Inzidenz gibt in der Medizin die Anzahl neuer Fälle einer bestimmten Erkrankung an, die in einer Population während eines definierten Zeitraums auftreten.
Siehe auch
: Prävalenz


Inzidenzrate

Man erhält die Inzidenzrate, indem man die Anzahl der Neuerkrankungen (Zähler) ins Verhältnis zur definierten Risikobevölkerung (Nenner) setzt (üblicherweise auf ein Kalenderjahr und 1.000 Personen bezogen).
Siehe auch
: Prävalenzrate


Kohorte

Bezeichnet eine Gruppe von Personen, die ein gemeinsames zeitbezogenes Merkmal aufweisen. Eine Geburtskohorte umfasst z. B. alle Menschen eines bestimmten Geburtsjahrgangs (in der Regel eingegrenzt durch weitere Kriterien wie z. B. Geburtsland). Demografisch relevant könnte z. B. aber auch das Jahr der Eheschließung oder Einwanderung sein.


Kohortenfertilität

Misst im Gegensatz zur Periodenfertilität die Anzahl der tatsächlich geborenen Kinder pro Frau eines Geburtsjahrgangs (= Kohorte). Dieses Maß ist weniger großen Schwankungen unterworfen als die Periodenfertilität, kann jedoch erst rückwirkend bestimmt werden, wenn die reproduktive Phase eines Jahrgangs abgeschlossen ist.


Kohortensterblichkeit

Sterblichkeit eines bestimmten Geburtsjahrgangs (= Kohorte) über den Zeitablauf betrachtet. Anhand der Kohortensterblichkeit kann der Verlauf der Sterblichkeit innerhalb des zugrunde liegenden Geburtsjahrganges nachvollzogen werden.

L

Lebenserwartung (= Periodenlebenserwartung)
Maß zur Standardisierung der Sterblichkeitsverhältnisse eines oder mehrerer Kalenderjahre (Periode). Es gibt an, wie viele Jahre eine Person in einem bestimmten Alter durchschnittlich noch zu leben hätte. Unterstellt wird dabei, dass diese Person in allen Lebensphasen den altersspezifischen Sterberaten der zugrunde liegenden Periode ausgesetzt wäre. Man unterscheidet die Lebenserwartung bei Geburt sowie die fernere Lebenserwartung (Zahl der in einem bestimmten Lebensjahr noch zu erwartenden Lebensjahre).

M

Malthusianismus
Der Malthusianismus beschreibt eine wirtschaftspolitische Bewegung, die die theoretischen Erkenntnisse des Engländers Thomas Robert Malthus (1766–1834) (die Bevölkerung wächst tendenziell schneller als der Bodenertrag) auf die Wirklichkeit anzuwenden suchte.


Malthusianische Falle / -Katastrophe
Eine Malthusianische Katastrophe oder Malthusianische Falle (englisch Malthusian crisis oder englisch Malthusian nightmare), auch – nach dem bekanntesten Beispiel – Bevölkerungsfalle genannt, ist ein von Thomas Robert Malthus (1766–1834) skizziertes mögliches Hemmnis für wirtschaftliche Entwicklung und Wachstum.


Median
Der Median (auch: Zentralwert) stellt in der Statistik den in der Mitte liegenden Wert einer nach Größe sortierten Wertereihe dar. 50 Prozent der Werte liegen somit unter und 50 Prozent über dieser Zahl. Bei einer geraden Anzahl an Werten wird zur Berechnung des Medians der Durchschnitt der beiden mittleren Zahlen aus der Reihe gebildet. Vorteil des Medians gegenüber dem arithmetischen Mittel ist seine Unempfindlichkeit gegenüber „Ausreißern“: Sind zum Beispiel von zehn Personen neun 5 Jahre und einer 80 Jahre alt, beträgt das Durchschnittsalter 12,5 Jahre; der Median hingegen würde einen Wert von fünf Jahren ergeben.


Medianalter
Das Medianalter ist das Lebensalter der Individuen einer Bevölkerung. Es ist also jenes Lebensalter, das die beobachtete Gruppe so teilt, dass höchstens 50% ihrer Mitglieder jünger und höchstens 50% älter sind als dieses Lebensalter. Es wird als Kennzahl benutzt, um die Alterung der Bevölkerung z. B. eines Staates zu beschreiben. Das Medianalter ist in der Regel nicht mit dem mittleren oder durchschnittlichen Lebensalter identisch. Beim durchschnittlichen Lebensalter handelt es sich um das arithmetische Mittel der in einer Stichprobe beobachteten Lebensalter. Das Medianalter verändert sich über die Zeit nicht so schnell wie das mittlere Lebensalter, sodass mittel- und langfristige Trends sichtbar werden.

Bei einer Familie, bestehend aus Vater (Alter: 37), Mutter (36) und Kind (2) ist das Medianalter der Familie 36 (2, 36, 37).
Das mittlere Lebensalter (arithmetische Mittel) würde nur (37+36+2):3=25 Jahre betragen.
Das Medianalter der Weltbevölkerung lag 2015 bei 29,9 Jahren. Für Deutschland lag es z. B. bei 46,5 Jahren (der dritthöchste Wert nach Monaco und Japan).


Migration (= Wanderung)
Zu- bzw. Abwanderung aus einer Region in eine andere.


Migrationssaldo (= Wanderungssaldo)
Differenz zwischen Zu- und Abwanderung.


Mikrozensus

Eine seit 1957 durchgeführte repräsentative Haushaltsbefragung des Statistischen Bundesamts und der Statistischen Landesämter, an der jährlich 1% aller Haushalte in Deutschland beteiligt sind. Die jeweils über vier Jahre hinweg befragten Haushalte werden nach bestimmten Zufallskriterien ausgewählt. Der Mikrozensus dient der Bereitstellung statistischer Informationen über die wirtschaftliche und soziale Lage der Bevölkerung sowie über Erwerbstätigkeit, Arbeitsmarkt und Ausbildung.


Morbidität

Befasst sich mit dem Gesundheitszustand der Bevölkerung und beschreibt, wo und mit welcher Häufigkeit Krankheiten und Behinderungen innerhalb einer Gruppe (z. B. Gesamtbevölkerung, Geburtskohorte, Generation) vorkommen.


Mortalität (= Sterblichkeit)
Die Mortalität wird von biologischen, medizinischen und sozioökonomischen Determinanten sowie von der individuellen Lebensweise beeinflusst. Als Maß für die Mortalität wird unter anderem die Sterberate verwendet.

N

Nuptialität (= altersspezifische) Erstheiratsrate oder Erstheiratsziffer.
Gibt an, welcher Anteil von Personen in einer bestimmten Altersklasse im betrachteten Jahr erstmals eine Ehe geschlossen hat.


NUTS

(frz.: Nomenclature des Unités Territoriales Statistiques) ist die Bezeichnung für ein System zur eindeutigen Identifizierung von Regionen der Europäischen Union. Um Räume und statistische Daten vergleichbar zu machen, werden Regionen auf der Grundlage vorhandener Verwaltungseinheiten und ähnlicher Bevölkerungsgrößen voneinander abgegrenzt und hierarchisch eingestuft:

NUTS-Ebene 0: Nationalstaaten
NUTS-Ebene 1: Größere Regionen/Landesteile eines Staates
NUTS-Ebene 2: Mittlere Regionen/Landschaften eines Staates
NUTS-Ebene 3: Kleinere Regionen/Großstädte eines Staates

Die NUTS-Systematik findet beispielsweise Anwendung bei regionalen sozioökonomischen Analysen sowie bei der Vergabe von Subventionen aus den Strukturfonds der EU.


O

Opportunitätskosten
Gängiges wirtschaftswissenschaftliches Konzept. Man versteht darunter den entgangenen Nutzen, der bei zwei Alternativen durch die Entscheidung für die eine und gegen die andere Möglichkeit entsteht.

P

Peer Group (= Gleichengruppe, Ebenbürtigengruppe, Gleichrangigengruppe)
Allgemein ist dies jede Gruppe, die sich aus Individuen mit ähnlichen sozialen Merkmalen und gleichen Wertvorstellungen und Normen zusammensetzt. Gemeinhin bezieht sich der Begriff auf Altersgruppen, insbesondere auf die Kultur von Heranwachsenden, welche durch einen hohen Grad an Zusammenhalt, eine hierarchische Organisation und einer ablehnenden Haltung gegenüber der elterlichen Kultur ausgezeichnet sind.


Periodenfertilität

Siehe auch: Zusammengefasste Geburtenziffer


Periodenlebenserwartung

Siehe auch: Lebenserwartung


P
lastizität der Langlebigkeit (= Plastizität der Sterblichkeit)
Formbarkeit. Die Hypothese der plastischen Sterblichkeit geht davon aus, dass es auch im sehr hohen Alter noch möglich ist, die Wahrscheinlichkeit zu sterben zu reduzieren bzw. die verbleibende (fernere) Lebenserwartung zu erhöhen.


Prävalenz

Aus medizinischer Sicht bezeichnet die Prävalenz die statistische Häufigkeit einer Erkrankung in einer Population zu einem definierten Untersuchungszeitpunkt.
Siehe auch
: Inzidenz


Prävalenzrate

Ermittelt wird die Prävalenzrate aus dem Quotienten aus der Anzahl der betroffenen Personen in einer Population und der Gesamtpopulation. Ist die Prävalenz auf einen bestimmten Zeitraum bezogen, bezeichnet man sie als Periodenprävalenz.
Siehe auch
: Inzidenzrate


Probabilistische Prognosen

Prognosen, welche eine Wahrscheinlichkeitsverteilung für zukünftige Werte angeben. Gute probabilistische Vorhersagen integrieren alle denkbaren Unsicherheiten (z. B. mögliche zukünftige Verläufe der verwendeten Eingangsgrößen).


Prognose

Vorhersage eines Ereignisses, eines Zustandes oder einer Entwicklung. Einer Prognose liegen immer Annahmen zu Grunde (z. B. müssen bei der Vorhersage, wie sich die Bevölkerungsstruktur in den nächsten 30 Jahren entwickeln wird, Annahmen über Fertilität, Mortalität und Migration getroffen werden). Da diese Annahmen über die Zukunft getroffen werden und sich gerade über längere Zeiträume hinweg auch unvorhersehbare Entwicklungen ergeben können, unterliegen Prognosen immer einer gewissen Ungenauigkeit.


Pronatalistisch (= geburtenfördernd)

Der Begriff wird meist im Zusammenhang einer „pronatalistischen Familienpolitik“ verwendet, d.h. es wird bewusst darauf gezielt, die Geburtenrate in einem Land zu fördern.

R

Rekordlebenserwartung
Höchste Lebenserwartung, die weltweit in einem bestimmten Jahr beobachtet wird. Aktuell halten japanische Frauen mit einer Lebenserwartung von 85 Jahren den Rekord.

S

Säuglingssterblichkeit
Maß dafür, wie viele von 1.000 lebend geborenen Babys in einem bestimmten Kalenderjahr vor dem ersten Geburtstag sterben. In Deutschland beträgt dieser Wert nach Angaben des Statistischen Bundesamtes gegenwärtig 3,3.


Selection bias (= Stichprobenfehler, Stichprobeneffekt)
Bei vielen wissenschaftlichen Untersuchungen besteht die Gefahr, dass die Auswahl der Testpersonen oder das Testverfahren die Ergebnisse verfälscht oder beeinflusst, beispielsweise tritt bei Langzeitstudien möglicherweise ein Lern- oder Gewöhnungseffekt der Testpersonen auf.


Semi-Supercentenarians

Bezeichnung für Menschen, die 105 Jahre alt oder älter sind.
Siehe auch
: Centenarians und Supercentenarians


Sozio-Oekonomisches Panel SOEP

Jährliche Wiederholungsbefragung (seit 1984) von Deutschen, Ausländern und Zuwanderern in den alten und neuen Bundesländern. Themenschwerpunkte sind u. a. Erwerbs- und Familienbiographie, Erwerbsbeteiligung und berufliche Mobilität, Einkommensverläufe, Gesundheit und Lebenszufriedenheit.


Sterberate

Anzahl der Individuen einer definierten Bevölkerung, die innerhalb eines bestimmten Zeitraums (meist ein Jahr) bezogen auf 1000 Individuen sterben. Wird als Maß für die Mortalität verwendet.


Sterberisiko

Wird in der Regel als Synonym für Sterbewahrscheinlichkeit verwendet.


Sterbetafel (= Absterbeordnung)
Zeigt in tabellarischer Form die sogenannte „Absterbeordnung“ eines vorgegebenen Ausgangsbestandes. Die Tabelle gibt an, wie viele Personen nach Ablauf des 1., 2., 3. usw. Lebensjahrs noch am Leben bzw. verstorben sind. Die wichtigsten Werte der Sterbetafeln berechnen sich auf der Grundlage von altersspezifischen Überlebens- bzw. Sterbewahrscheinlichkeiten. Sterbetafeln bilden z. B. die Basis zur Berechnung von Versicherungsprämien wie bei Lebens-, privaten Renten- oder Krankenversicherungen.


Sterbewahrscheinlichkeit (= wird in der Regel als Synonym für Sterberisiko verwendet)
Wahrscheinlichkeit, mit der eine Person, die ein bestimmtes Alter erreicht hat, vor Vollendung des nächsten Alters stirbt. Die Sterbewahrscheinlichkeit in einem Alter x ist definiert als die Anzahl der Sterbefälle im Alter x geteilt durch die Zahl der zu Beginn des Alters x lebenden Personen, also alle Personen, die das exakte Alter x erreichen und nun dem Risiko ausgesetzt sind, bis zum Alter x+1 zu sterben. Die Sterbewahrscheinlichkeit nimmt ab der späten Kindheit mit jedem weiteren Lebensjahr zu. Die Sterbewahrscheinlichkeiten für die einzelnen Altersstufen werden i.d.R. aus den altersspezifischen Sterberaten abgeleitet und stellen die Grundlage der Berechnung von Sterbetafeln dar.


Sterblichkeit

Siehe auch: Mortalität


Supercentenarians

Bezeichnung für Menschen, die 110 Jahre alt oder älter sind.
Siehe auch
: Centenarians und Semi-Supercentenarians

T

Tempoeffekt
Wird üblicherweise mit der zusammengefassten Geburtenziffer (Periodenfertilität, TFR) in Verbindung gebracht. Allgemein bezeichnet der Tempoeffekt eine Verzerrung in Periodenmaßen, die durch ein verändertes „Timing“ von demographischen Ereignissen (Geburten, Sterbefälle, usw.) hervorgerufen wird. Im Fall der Fertilität gilt, dass ein Anstieg im durchschnittlichen Gebäralter zu einer Verschiebung von Geburten auf einen späteren Zeitpunkt führt, was automatisch eine Unterschätzung des z. B. mit der TFR gemessenen Fertilitätsniveaus zur Folge hat. In der demographischen Fachliteratur wurden verschiedene Formeln zur Korrektur von Tempoeffekten vorgeschlagen.


TFR

total fertility rate
Siehe auch
: Zusammengefasste Geburtenziffer

Z

Zusammengefasste Geburtenziffer
engl. total fertility rate (TFR), auch: Periodenfertilität.

Bezeichnet die durchschnittliche Kinderzahl, die eine Frau im Laufe ihres Lebens bekommen würde, wenn für sie genau die altersspezifischen Geburtenraten zwischen ihrem 15. und 49. Lebensjahr gelten würden, die in dem betreffenden, aktuellen Kalenderjahr beobachtet werden. Theoretisches Maß, das die Fertilitätsverhältnisse eines Jahres widerspiegelt. 

Gegensatz: Kohortenfertilität.

 

Quelle: Rostocker Zentrum